Wir bleiben dran

Unsicherheiten aushalten und Unvorhergesehenes flexibel meistern zu dürfen gehört für uns zu den Dingen, die unser Abenteuer spannend machen. Nun werden wir diesbezüglich schon vier Wochen vor der Abreise auf eine harte Probe gestellt. Das Coronavirus ist fleissig dran, das öffentliche Leben lahm zu legen. Für unser Vorhaben besonders pikant: Immer mehr Grenzen in ganz Europa werden geschlossen. Zudem können wir nicht abschätzen, ob Bahn und Fähre in vier Wochen noch planmässig fahren. Eigentlich ist es kaum noch vorstellbar, dass wir unsere Reise wie geplant antreten können. Aber Aushalten und flexibel bleiben ist die Devise. Also versuchen wir alle möglichen Szenarien in unserer weiteren Planung zu berücksichtigen.
Wir bleiben dran! Das neuste Massnahmenpaket des Bundes, nach welchem die Schulen geschlossen werden und fast sämtliche Veranstaltungen rigoros abgesagt werden müssen, hat uns sogar regelrecht angespornt, unsere Vorbereitungen voranzutreiben.
So haben wir die Zimmerpflanzen heute zu Nani und Neni gebracht. Und auch die Hühner durften bereits heute in ihr Feriendomizil umziehen. Sie werden den Sommer bei der Familie Schier geniessen (und haben somit das grosse Privileg, ein paar Monate ihres Lebens in der wunderschönen und kulturhistorisch äusserst interessanten, aber leider vom Bauwahn akut bedrohten Siedlung Waldhaus in Chur zu verbringen).
Gleichzeitig hatte sich die Auslegeordnung der Ausrüstungsgegenstände im Wohnzimmer markant ausgeweitet. Wie lässt sich dieser ganze Materialberg überhaupt auf vier Fahrräder verteilen? Auch diese Frage muss noch ausgehalten werden und verlangt nach flexiblen Lösungen.

Unsere Zimmerpflanzen zieren jetzt den Ausstellungsraum der Firma Bianchi Bildhauer AG.
Nelly, Lia und Penny sind bereit für den Umzug…
…und fühlen sich schon bald wohl im neuen Zuhause.
Derweil verwandelt sich unser Wohnzimmer in eine dreidimensionale Packliste.
(Keine Sorge, dieses Chaos hat System.)

Wie viel Luxus darf es sein?

Stell dir vor, du musst auf eine einsame Insel und du darfst nur drei Dinge mitnehmen. Der Gedankenspiel-Klassiker ist für uns Wirklichkeit geworden. Die einsame Insel ist eine lange Veloreise und die drei Dinge sind definiert als das Gepäck- und Gewichtsvolumen, welches noch mit Muskelkraft transportiert werden kann. Neben einem Grundstock an Kleidern sowie an Camping- und Fahrradausrüstung bleibt ein bisschen Reserve für ein paar Dinge, die den Alltag angenehmer machen. Der kleine Luxus.
Für uns war von Anfang an klar, dass eine minimale Angelausrüstung dabei sein muss. Lesestoff ist ebenfalls unverzichtbar. Ein paar Diskussionen brauchte es, bis es auch der Feldstecher auf die Gepäckliste geschafft hat. Da hatte es das flexible Kompaktstativ mit Kugelkopf schon leichter. Auf den Einsatz dieses kleinen Spielzeugs freuen wir uns ganz besonders. Aber wie sieht es aus mit einem Rasierapparat? Darf und muss es das sein? Nein, eigentlich nicht. Aber vier Monate lang Bart wachsen lassen, ist auch keine Lösung. Dieses Problem ist zurzeit noch ungelöst. Spielsachen? Klar, ganz ohne geht es nicht. Einen Fussball sind wir den Kindern schuldig, wenn sie schon für Monate auf das Fussballtraining verzichten müssen. Und ein Spielkartenset gehört ebenfalls dazu. Eine nette Pokerrunde auf einem lappländischen Flachmoor hat doch ihren Reiz! Mit den Jetons müssen wir dann allerdings improvisieren. Vielleicht Heidelbeeren? Grosse Diskussionen gab es um das Thema Stühle. Eigentlich ist es doch Ehrensache, dass sich der Outdoor-Nerd auf den feuchten Waldboden setzt. Nur kann ein Teil der Familie gewisse Alterserscheinungen nicht mehr wegdiskutieren und die Vorstellung, nach einem Tag im Sattel das Abendessen im Schneidersitz zu geniessen, lässt bald grundsätzliche Zweifel am gesamten Vorhaben aufkommen. Timos Götti Nino, der telecyclotechnische Grossmeister (www.grindimwind.ch), hat uns dann zur Anschaffung des Halinox Chair Zero ermutigt. Bei 510 Gramm und 3.5 dm2 Packvolumen pro Stuhl sind zwei Stück gerade knapp vertretbar. Diskussionen über Nutzungsansprüche sind bei einer vierköpfigen Familie natürlich vorprogrammiert.
Der neuste Luxusartikel auf unserer Packliste ist die Ukulele.
Aber das grösste Luxusgut, welches jedoch nie ernsthaft zur Diskussion stand, ist unser Josef. Er generiert 30 kg Zusatzgewicht plus Futter und beansprucht einen ganzen Anhänger für sich alleine. Für Steffi bedeutet das, dass ihr Gepäck bei mühsamen Steigungen selber laufen kann. Und das ist wohl der grösste Luxus überhaupt!

(Ein wirklich sehr) kleiner Auszug aus der To-do-list:

✅ Getränkehalter für Timo
✅ Reiseversicherung
⬜ Rücklichter Gepäckanhänger
✅ Impfung Josef
✅ Blog erstellen
✅ Kabelbinder
⬜ Autonummer abgeben
⬜ Gepäckanhänger aufrüsten
✅ Kreditkarte
⬜ Handyabo unterbrechen
⬜ Musik auf MP3-Player
⬜ Reiseapotheke zusammenstellen
⬜ Räder Anhänger zentrieren
⬜ Zimmerpflanzen zu Nani bringen
✅ Fahrradtaschen einstellen
✅ Zahnarzt
✅ Zeltunterlage
⬜ Regenverdeck Hundeanhänger
✅ Post umleiten
⬜ Kartoffeln stecken
✅ Fähre buchen
⬜ Werkzeugset
⬜ Fahrradpumpe testen, ev. ersetzen
✅ Kleiderkontrolle
⬜ Fahrradservice
✅ Pensionskasse
⬜ Kocher
⬜ Travel Bug anbringen
⬜ Trainieren
⬜ Rückreisemöglichkeiten via Finnland checken
✅ Velohelme für Timo und Alina
✅ Trinkwasserdesinfektion-System
✅ Reisewecker
⬜ Sattelcreme
✅ Urlaubsgesuche
⬜ E-Books auf Tolino